Tätigkeitsvorbereitende Grundqualifizierung

Einführung: Kursbeginn im Blended-Learning-Format

In der Orientierungsphase der tätigkeitsvorbereitenden Grundqualifizierung lernen sich die Teilnehmenden kennen und erhalten erste Einblicke in den kompetenzorientierten Ansatz des QHB und ihre zukünftige Tätigkeit als Kindertagespflegeperson.

In der Orientierungsphase der tätigkeitsvorbereitenden Grundqualifizierung lernen sich die Teilnehmer/innen kennen und erhalten erste Einblicke in den kompetenzorientierten Ansatz des QHB und ihre zukünftige Tätigkeit als Kindertagespflegeperson.

Die Orientierungsphase im Umfang von 30 Unterrichtseinheiten (UE) bietet den Einstieg in die tätigkeitsvorbereitende Grundqualifizierung nach dem Qualifizierungshandbuch Kindertagespflege (QHB). Im Fokus stehen Einblicke in die kompetenzorientierte Methodik und Didaktik, die den gesamten QHB-Qualifizierungskurs prägt, sowie die Auseinandersetzung mit Chancen und Herausforderungen der angestrebten Tätigkeit als Kindertagespflegeperson (KTPP; → QHB: Einführung, S. 8). Neben diesen Aspekten hat die Orientierungsphase eine besondere Bedeutung für das Kennenlernen der Lerngruppe untereinander: Referent/in (Ref.), kontinuierliche Kursbegleitung (KKB) sowie die Teilnehmer/innen (TN). Im Sinne einer Gruppenfindung sollten bereits zu Beginn der Qualifizierung die Grundlagen für eine Vertrauensbasis zwischen den TN und ihren Ansprechpartner/innen (Ref. und KKB) geschaffen werden, um einen konstruktiven Umgang mit herausfordernden Situationen (z. B. Dilemma-Situationen) im weiteren Verlauf der Qualifizierung zu ermöglichen (→ QHB: Manual, S. 10).

Im Rahmen des QHB-Blended-Learning-Formats bietet die Orientierungsphase für die Ref. und die KKB zudem die Möglichkeit, sich einen Eindruck über den individuellen Stand der digitalen Kompetenzen (→ E-Manual: Kapitel 2) der TN zu verschaffen. Da anzunehmen ist, dass die Lerngruppe der angehenden KTPP insbesondere im Hinblick auf Vorerfahrungen im Umgang mit digitalen und virtuellen Lerneinheiten eine starke Heterogenität aufweist (vgl. Stecher u. a. 2019, S. 44), bildet die Orientierungsphase einen wichtigen Ausgangspunkt für die Konzeption des Blended-Learning-Formats. Über die Ermittlung des aktuellen Kenntnisstandes der digitalen Kompetenzen der TN lassen sich bereits zu Beginn der Qualifizierung erste Schritte zur Nutzung digitaler und virtueller Kurselemente individuell anbahnen. Die TN lernen verschiedene digitale Anwendungen kennen, die für den weiteren Verlauf der Qualifizierung im Blended-Learning-Format notwendig sind.

Hinweis:
digitale Kompetenz

Unter „digitaler Kompetenz“ verstehen wir eine Medienkompetenz, „die sowohl digitale als auch analoge Fähigkeiten und Fertigkeiten“ impliziert (Brandhofer/Wiesner 2018, S. 3).

Ein wesentliches Ziel der Orientierungsphase ist in diesem Zusammenhang auch die gegenseitige Unterstützung der TN (auch mit Hilfe von Ref. und KKB), um einen vergleichbaren Kompetenzstand hinsichtlich des Umgangs mit digitalen Medien zu erlangen. Dieser bildet eine Ausgangsbasis für weitere Kommunikations- und Lernprozesse im QHB-Blended-Learning-Kurs.

Die folgenden Hinweise betreffen die gesamte Orientierungsphase im Blended-Learning-Format und damit die Module 1–7.

Kennenlernen in persönlicher Anwesenheit

Als Einstieg in das Blended-Learning-Format sollte die Orientierungsphase vorrangig unter Einbeziehung „persönlicher Präsenzphasen“ (→ E-Manual: Kapitel 1 und Kapitel 3) am Lernort Bildungsträger gestaltet werden. So können sich die TN untereinander und ihre zukünftigen Ansprechpartner/innen zunächst persönlich kennenlernen. Im Hinblick auf den weiteren Verlauf der QHB-Grundqualifikation im Blended-Learning-Format bildet das die Basis für eine vertrauensvolle Atmosphäre, für Gemeinschaftsbildung und eine gemeinsame Wissenskonstruktion (Kollar/Fischer 2018, S. 1561; Jochim/Stecher 2020, S. 19). Forschungsergebnisse zeigen, dass es insbesondere für Lerneinheiten mit virtuellen Begegnungen vorteilhaft ist, wenn der persönliche Kontakt zwischen den TN bereits geebnet ist und die TN die Möglichkeit hatten, im Vorfeld eine persönliche Beziehung aufzubauen (vgl. Vötsch/Schwabl 2021, S. 9).

Hinweis:
Präsenzformate

In den folgenden Darstellungen unterscheiden wir zwischen persönlicher Präsenz (persönlichen Präsenzphasen) im Sinne eines realen Zusammentreffens der TN (face-to-face) und Onlinepräsenz (virtuelle Präsenzphasen), einem virtuellen Zusammentreffen der TN (z. B. über ein Videokonferenztool). Weiterführende Hinweise zum Einsatz von persönlicher Präsenz und Online-Präsenz: → E-Manual: Kapitel 3.

Darüber hinaus bietet die persönliche Anwesenheit den TN die Möglichkeit, sich gemeinsam mit den digitalen Kurselementen vertraut zu machen, indem die digitalen Endgeräte und die digitalen Anwendungen zunächst gemeinsam vor Ort genutzt und kennengelernt werden und sukzessive eigenständig angewandt werden. Im persönlichen Kontakt werden hierbei Herausforderungen und Unsicherheiten in der Anwendung gemeinsam handelnd erfahren und erarbeitet.

Digitale Anwendungen bereichern das didaktische Konzept

Die Kompetenzorientierung, die dem QHB zugrunde liegt, wird auch im Blended-Learning-Format als zentraler Schwerpunkt begriffen und logisch fortgeführt (→ QHB: Manual, S. 3ff.). Durch das Kennenlernen und Aufgreifen der individuellen digitalen Kompetenzen und Vorerfahrungen der TN durch Ref. und KKB steht bei der Gestaltung der einzelnen Lerneinheiten neben dem zu erreichenden Ergebnis immer auch eine Orientierung an den Kompetenzen und Bedürfnissen der TN im Vordergrund (ebda., S. 5). Das didaktische Grundkonzept, das im QHB vorgestellt wird, wird durch die einzelnen digitalen Anwendungen, die in den Blended-Learning-Modulen vorgestellt werden, nicht ersetzt. Vielmehr kann es durch die digitalen Anwendungen bereichert werden und individuelle Wege zum Erreichen einzelner Lernziele ermöglichen.

Die TN werden auch im Blended-Learning-Format als „aktiv agierende Akteure“ (QHB: Manual, S. 10) intensiv beteiligt, um ein kooperatives und kollaboratives Arbeiten und Lernen in der Gruppe zu ermöglichen. Bereits zu Beginn der Orientierungsphase können Maßnahmen zur Bildung von Lerntandems (→ E-Manual: Kapitel 2, „Prämissen einer methodischen Gestaltung der QHB-Blended-Learning-Angebote“) angebahnt werden, die für zukünftige gemeinsame Lernprozesse hilfreich oder notwendig sind und eine wesentliche Voraussetzung für erfolgreiche Lernprozesse in diesem Format darstellen (vgl. Erpenbeck u. a. 2015, S. 33).

Die Rolle der Referent/innen: begleitend, unterstützend und motivierend

Im Blended-Learning-Format müssen Ref. und KKB die Aufgabenstellungen und medialen Angebote der einzelnen Module an die jeweiligen unterschiedlichen Vorkenntnisse, digitalen Kompetenzen und Medienaffinitäten der Lerngruppe anpassen und ggf. insbesondere im Einstieg niedrigschwellige Angebote (mit nutzer/innenfreundlicher, einfacher Handhabung) gestalten (vgl. Stecher u. a. 2019, S. 44). Auf diese Weise entsteht ein individuelles Konzept, das eine sukzessive Angleichung des Kompetenzstands der TN (inhaltlich und methodisch) im Verlauf der Orientierungsphase über die Module 1–7 ermöglicht.

Im Laufe der Orientierungsphase werden sukzessive digitale Lernelemente einbezogen.

Die/der Ref. entwirft hierzu eine detaillierte Struktur, die eine sinnvolle Kombination der verschiedenen Lernangebote (analog und digital) aufweist. Die Zuordnung erfolgt dabei zu Beginn überwiegend über Lernangebote in persönlicher Präsenz. Im Laufe der Orientierungsphase werden sukzessive digitale und virtuelle Lernelemente einbezogen. Dabei sollten die einzelnen Module im Vorfeld so flexibel gestaltet sein, dass die/der Ref. die didaktische Struktur immer wieder dem aktuellen Kompetenzstand der Lerngruppe im Verlauf der Qualifikation anpassen kann. Die Herausforderung besteht hier in der sinnvollen und flexiblen Kombination der Lernelemente und digitalen Tools, durch die eine Struktur geschaffen wird, in der sich die TN wohlfühlen, effektiv arbeiten, in Kontakt mit anderen treten und ihre Erfahrungen erweitern können (vgl. Kraft 2003, S. 50). Dies erfordert von den Ref. ein hohes Maß an Flexibilität und Beobachtungsvermögen. Das E-Manual bietet hierzu vertiefte Erläuterungen und Handlungsempfehlungen.

Auch im Blended-Learning-Format nimmt die/der Ref. zudem eine „begleitende Rolle“ ein (Sammet/Wolf 2019, S. 125). Sie/er fördert im Kurs eine Lernkultur, die „durch Eigenverantwortung und Selbstorganisation der Lerner geprägt ist“ (Erpenbeck u. a. 2015, S. 21). Sie/er fungiert in diesem Zusammenhang als „Wegweiser und Begleiter im Netz“ (Buschle/König 2018, S. 66) und sollte (auch) bei technischen Problemen aufseiten der TN eine Begleitung gewährleisten. In diesem Sinn steht die/der Ref. während aller Lernphasen mit den Kurs-TN im Kontakt (persönlich, per Telefon und/oder über digitale Kommunikationsformen).

Bei der Durchführung der QHB-Grundqualifizierung im Blended-Learning-Format kann im Vergleich zur Präsenzform ein erhöhter Betreuungsaufwand entstehen. Dieser könnte sowohl in den (persönlichen und virtuellen) Präsenzphasen eintreten, in denen sich die TN im Umgang mit den digitalen Medien vertraut machen und Fragen direkt stellen können, als auch in den Selbstlerneinheiten, in denen inhaltliche Hilfestellungen oder technischer Support ggf. über Telefon oder Mail erfolgen müssen.

Planen Sie insbesondere zu Beginn der Orientierungsphase ausreichend Zeitpuffer für zusätzliche Betreuungseinheiten rund um die Einführung und Handhabung der technischen Anwendungen ein, die Sie im Blended-Learning-Format einbeziehen möchten. Das kann in erheblichem Maße zu einem reibungslosen Verlauf der gesamten Grundqualifikation beitragen.

Technische Voraussetzungen und Anforderungen an die Lernumgebung
  • Alle TN verfügen über ein digitales Endgerät (PC, Notebook, Tablet) mit entsprechender Software, das sowohl im Kurs als auch in der heimischen Lernumgebung nutzbar ist. Zu Beginn der Orientierungsphase kann in Tandems an einem Rechner zusammengearbeitet werden, jedoch mit dem Ziel, dass alle TN spätestens bis zum Abschluss der Orientierungsphase (Modul 7) über ein digitales Endgerät verfügen und im Umgang damit vertraut sind.
  • Sowohl beim Bildungsträger als auch an den weiteren Lernorten stehen verlässliche Interzugänge zur Verfügung.
  • Gemeinsam mit dem Bildungsträger wurde im Vorfeld ein geeignetes Video- bzw. Webkonferenztool ausgewählt. Das Tool sollte neben der reinen Videofunktion mit Bild und Ton mindestens über die Möglichkeit zum Teilen des Bildschirmes sowie über eine Chatfunktion verfügen (HKTB 2021). Im besten Fall bietet das Tool auch die Möglichkeit, sogenannte Breakoutsessions (→ E-Manual: Kapitel 4) anzulegen, d. h. parallele virtuelle Arbeitsräume für Gruppenarbeiten.
  • Es existiert ein verlässlicher und allen bekannter „Notfallplan“ (→ E-Manual: Kapitel 3, Hinweise zur erfolgreichen Durchführung von Videokonferenzen) zum Lösen technischer Probleme oder technisch bedingter Kommunikationsschwierigkeiten. Alle TN kennen den „Notfallplan“, sind in der Lage, entsprechend zu handeln und auf alternativen Wegen am Kurs teilzunehmen.
  • Sofern mit zusätzlichen Endgeräten gearbeitet werden soll (z. B. Smartphone zum Scannen von QR-Codes bei der Arbeit am Computer) muss gewährleistet sein, dass alle TN darauf zurückgreifen können oder alternative Lösungswege nutzen können.

Von der Orientierungsphase zur Basisphase

Im hier vorgestellten Blended-Learning-Format zeichnet sich die Grundqualifizierung der KTPP innerhalb der Orientierungsphase durch das sukzessive Einbeziehen digitaler Elemente aus. Im weiteren Kursverlauf wird auf diese digitalen Elemente zurückgegriffen, was eine wichtige Voraussetzung für den weiteren Kursverlauf darstellt. Auf diese Weise geht der Kursaufbau in Anlehnung an Gerner u. a. (2019, S. 2) von einem Anreicherungskonzept in ein Integrationskonzept über. Die Unterschiede zum bisherigen Verlauf der QHB-Grundqualifizierung in persönlicher Präsenz lassen sich wie folgt beschreiben:

Qualifizierung in persönlicher Präsenz

Grundqualifizierung nach dem QHB

  • Gesamter Kursverlauf gestaltet sich über Einheiten in persönlicher Präsenz.
Anreicherungskonzept

Grundqualifizierung im Blended-Learning-Format: Orientierungsphase (Module 1–7)

  • Präsenzseminare bilden weiterhin die tragende Säule im Kursverlauf.
  • Zusätzlich werden digitale Bildungsmaterialien sukzessive ergänzt.
  • Die digitalen Kompetenzen der einzelnen TN werden sukzessive aus- und weitergebildet.
Integrationskonzept

Grundqualifizierung im Blended-Learning-Format (Module 8–46)

  • Im Kursverlauf kommt es zu einem regelmäßigen Einsatz digitaler Bildungsmaterialien sowie einer sinnvollen Verknüpfung von Phasen in persönlicher Präsenz und Phasen in Online-Präsenz.
  • Die digitalen Kompetenzen der TN entwickeln sich weiter und festigen sich.

Die unterschiedlichen Qualifizierungsformate der KTP nach dem Grad der Digitalisierung (Qualifizierung in Präsenz und nach dem Blended-Learning-Format im Vergleich). In Anlehnung an Gerner u. a. (2019, S. 2).

Hinweis:
SAMR-Modell

Weitere Hinweise zum stufenweisen Einsatz digitaler Anwendungen in Lehr- und Lernprozessen finden Sie auch über Erläuterungen zum SAMR-Modell (nach Ruben R. Puentedura) im E-Manual: Kapitel 3.

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