QHB-Blended-Learning: E-Manual

Kapitel 3: Die Grundqualifizierung im QHB-Blended-Learning-Format

Dieses Kapitel erläutert die Zusammenstellung klassischer Vor-Ort- und virtueller Online-Präsenzphasen unter Nutzung digitaler Hilfsmittel. Dabei orientieren wir uns an der Lerndynamik des QHB.

Dieses Kapitel erläutert die Zusammenstellung klassischer Vor-Ort- und virtueller Online-Präsenzphasen unter Nutzung digitaler Hilfsmittel in der QHB-Grundqualifizierung. Dabei orientieren wir uns an der Lerndynamik des QHB.

„Digitale Organisationsentwicklung der Weiterbildungseinrichtungen, Entwicklung von Content und digitalen Lehr- und Lernmitteln für die Erwachsenenbildung” (KMK 2021, S. 8) sind bei vielen Bildungsträgern noch im Entwicklungsprozess. Um das Potenzial von digitalen Anwendungen im Qualifizierungsprozess auszuschöpfen, sollte die Einführung eines Blended-Learning-Formats gut geplant und darauf geachtet werden, dass die nötigen Ressourcen gesichert sind. Das QHB-Blended-Learning-Format ist keine Übersetzung von QHB-Unterrichtseinheiten in reines E-Learning. Entsprechend den didaktischen Möglichkeiten, die einzelne digitale Anwendungen mit sich bringen, sowie der Voraussetzungen der TN müssen die Unterrichtseinheiten im Blended Learning angepasst werden.

Das SAMR-Modell: Technologie in Lehr-Lernprozessen stufenweise einsetzen

Um das Qualifizierungskonzept zum QHB auch im Blended-Learning-Format anzubieten, empfiehlt es sich, schrittweise vorzugehen. Eine Orientierung für den stufenweisen Einsatz kann das SAMR-Modell bieten. Dieses Modell dient der Darstellung und Einordnung digitaler Anwendungen in Lerngelegenheiten. Das SAMR-Modell wurde vom Gründer und Leiter des US-amerikanischen Beratungsunternehmens Hippassus Ruben Puentedura entwickelt, um Lehrende bei der Planung und schrittweisen Einführung digitaler Hilfsmittel in Lehr-Lernprozessen zu unterstützen (Polm/Albrecht o. J.).

Auf der untersten Ebene des Modells wird ein klassisches analoges Medium, wie zum Beispiel die Mitschrift auf Papier, ersetzt (Substitution) durch eine neue Technik, in diesem Falle die Mitschrift am Rechner. Dies hilft, den „Umgang mit digitalen Medien“ einzuüben (Pfiffner/Sterel/Hassler 2021, S. 44). Auch das Lesen von Texten am Computer statt auf Papier lässt sich dieser Ebene zuordnen.

Durch Medienerweiterungen (Augmentation) auf der zweiten Ebene ergeben sich Verbesserungen und erweiterte Lerngelegenheiten. „Die im Unterricht gestellte Aufgabe bleibt zwar die [g]leiche, aber die Lernenden haben mehr Möglichkeiten, sie zu bearbeiten“ (Pfiffner/Sterel/Hassler 2021, S. 48). Im QHB-Blended-Learning-Format können hier zum Beispiel Texte digital nach Bedarf bearbeitet und dargestellt werden sowie um Verlinkungen ergänzt werden.

Auf der dritten Ebene werden vorhandene Aufgaben umgestaltet (Modification), sodass sie nur unter Technikanwendung lösbar sind. So kann beispielsweise die Präsentation von Gruppenarbeitsergebnissen auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen, in Form einer selbst erstellten digitalen Pinnwand, einer virtuellen interaktiven Präsentation oder von Kurzvideos. Hierzu arbeiten Kursteilnehmende (TN) kooperativ an einem Dokument/einem Produkt, das allen Beteiligten auf einer gemeinsamen Onlineplattform zugänglich ist.

Die vierte Ebene bietet Aufgaben, die ohne Technikeinsatz nicht lösbar wären. Es kommt zu einer Neubelegung (Redefinition). Dabei handelt es sich um grundsätzlich veränderte Aufgabenstellungen und Bearbeitungen. In der QHB-Grundqualifizierung könnte so beispielweise eine Lernsituation (vgl. Module 4, 11, 15, 19 im QHB) als Video von den TN erstellt werden und als Ausgangspunkt der Bearbeitung nach der vollständigen Handlung (→ QHB, Manual) herangezogen werden. Bildungsträger in der Grundqualifizierung von KTPP setzen Onlineanwendungen bisher in unterschiedlichem Maße ein. Hier hat die Corona-Pandemie für eine erhebliche Dynamik gesorgt (BV KTP 2021).

Stufenweiser Technologieeinsatz im QHB-Blended-Learning; SAMR Model; Abb. adaptiert nach Ruben R. Puentedura (2006)

Es ist dabei jedoch nicht zwingend nötig, eine Stufe nach der anderen zu nehmen. Die Anwendung von Methoden und Hilfsmitteln ist immer inhalts- und methodenabhängig. Nicht jeder Lerninhalt ist geeignet, digital bearbeitet zu werden. Das Modell entbindet die kontinuierlichen Kursbegleitung (KKB) und Referent/innen (Ref.) also nicht davon, TN- und kompetenzorientiert die Modulbestandteile des QHB didaktisch aufzuarbeiten und zu planen (→ E-Manual: Kapitel 1).

Angemessene Methoden im Blended Learning nutzen

Medien, digitale Anwendungen und virtuelle Lernmöglichkeiten sollten vor ihrer Anwendung im Qualifizierungskurs kritisch auf ihre Eignung und Angemessenheit hin geprüft werden. Sie sind auf den Kompetenzerwerb der TN und auf die Lehr-Lerninhalte auszurichten und müssen auf Grundlage der Kompetenzen der Ref. durchführbar sein.

Vor lauter Begeisterung über die bestehenden digitalen Möglichkeiten sollte nicht das jeweilige Ziel der Qualifizierungseinheit aus dem Blick verloren werden.

Die Vielfalt der heute zur Verfügung stehenden Anwendungen ist regelrecht verführerisch. Aber ebenso wie bei der Anwendung von klassischen Lehr-Lernmethoden sind Onlinetools nur dann für Lehr-Lernprozesse nach dem QHB geeignet, wenn der Aufwand der Erstellung sowie der Nutzen für die Kurs-TN und Ref. in ausgewogenem Verhältnis stehen.

Folgende Fragen können helfen, die Eignung digitaler Tools zu prüfen:

Checkliste: Eignung digitaler Tools
  • Welchen Gewinn können die einzelnen TN sowie die Gruppe aus der Anwendung digitaler Tools und Ressource für ihren Kompetenzerwerb ziehen?
  • Welche Unterstützung und Begleitung sind notwendig, damit TN in der Lage sind, die digitale Ressource zu bearbeiten (Aufwand und Nutzen abwägen)?
  • Welche Modulbestandteile und fachlichen Inhalte sind geeignet, auch in Online-Präsenzphasen bzw. Online-Selbstlerneinheiten bearbeitet zu werden? Wie können diese Einheiten sinnvoll didaktisch und mit größtmöglichem Kompetenzgewinn für die TN aufbereitet werden?
  • Weshalb soll die digitale Anwendung an dieser Stelle des Qualifizierungsprozesses angewandt werden?
  • Welche Vorteile der Anwendung ergeben sich im Vergleich zu Präsenzformaten für Ref. und Bildungsträger?

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