QHB-Blended-Learning: E-Manual

Kapitel 2: Kompetenzorientierung im QHB-Blended-Learning-Konzept

Das zweite Kapitel zeigt auf, welche notwendige Voraussetzungen seitens der Referent/innen und Teilnehmer/innen, aber auch der Bildungsträger zu erfüllen sind. Es wird diskutiert, welche kompetenzorientierten Umsetzungsmöglichkeiten für QHB-Blended-Learning-Formate denkbar sind.

Die QHB-Grundqualifizierung ist kompetenzorientiert ausgerichtet: Der handlungsorientierte Kompetenzerwerb für die Tätigkeit in der Kindertagespflege ist das vorrangige Ziel der Grundqualifizierung, unabhängig davon, in welchem Maß digitale Hilfsmittel angewandt werden.

Zentrales Ziel der QHB-Grundqualifizierung bleibt bei allen angewandten Kursformaten und Methoden die Entwicklung von Handlungskompetenz bei den (angehenden) Kindertagespflegepersonen (KTPP) für die Begleitung und Förderung der Kinder sowie für den Aufbau und die Gestaltung einer Kindertagespflegestelle (KTPS).

Die gesellschaftlichen Entwicklungen machen deutlich, dass auch die Medienkompetenzen sowohl der Kursteilnehmenden (TN) als auch der betreuten Kinder stärker in Lehr- und Lernprozessen berücksichtigt werden sollten. QHB-Blended-Learning-Kurse greifen dieses Anliegen für die Grundqualifizierung auf, indem sie den angehenden KTPP die Erweiterung ihrer digitalen Kompetenzen ermöglichen.

Prämissen einer methodischen Gestaltung der QHB-Blended-Learning-Angebote

Ein wichtiger Grundgedanke des Blended Learning besteht darin, dass didaktisch geplant werden muss und analoges Lernen nicht direkt in digitales Lernen umwandelbar ist (Pfiffner/Sterel/Hassler 2021). Nicht allein der Einsatz eines digitalen Gerätes und digitaler Anwendungen befördert Lernprozesse, sondern erst deren didaktisch sinnvolle Nutzung (ebd.; Buschle/König 2018).

Präsenzphasen sind bei der pädagogischen Qualifizierung weiterhin notwendig – reine Onlinekurse sind nicht zu empfehlen.

Die Ergebnisse einer Meta-Analyse (Means u. a. 2013) verdeutlichen die Vorteile von Blended-Learning-Formaten im Hinblick auf den Wissenserwerb und bekräftigen den kritischen Blick auf ausschließliche E-Learning-Maßnahmen (Buschle/König 2018, S. 61). Qualifizierungen, „die ohne Präsenzphasen stattfinden, scheinen also weniger erfolgsversprechend" (ebd.). Auch Susanne Kraft untermauerte bereits 2003 die Bedeutung von Präsenzphasen, indem sie verdeutlicht, dass „Präsenzveranstaltungen auch ein wichtiges Instrument zur Stärkung des Durchhaltevermögens bei längeren Online-Weiterbildungen“ sind (Kraft 2003, S. 48). Dies bestätigen neuere Erkenntnisse (Pfiffner/Sterel/Hassler 2021; Pilotto 2021).

Auch im Rahmen der Befragungen von Bildungsträgern durch Projektmitarbeitende des DJI sowie durch den Bundesverband für Kindertagespflege e. V. (BV KTP 2021) wurde verdeutlicht, dass ein rein virtuelles Zusammentreffen und Lernen keinen adäquaten Ersatz für die Zusammenarbeit in persönlicher Präsenz bietet. Tratschin (2020) zeigt mit seinem „Plädoyer für einen reflektierten Umgang mit digitaler Präsenz“, dass „physische und digitale Ko-Präsenz nicht ohne Weiteres gleichzusetzen“ sind (Tratschin 2020, S. 119). Es fehlen der persönliche Austausch und die direkte, auch informelle, Kommunikation mit anderen. Das Erleben gemeinsamer Lernprozesse ist in Onlineformaten nur begrenzt möglich.

Um die kompetenzorientierte Methodik-Didaktik in Blended-Learning-Qualifizierungskursen zu realisieren, sind folgende Prämissen zu berücksichtigen (nach Erpenbeck/Sauter/Sauter 2015, S. 31–32):

  • Problemlösung statt Pauken von Wissen: Die QHB-Grundqualifizierung ist handlungsorientiert angelegt. Praktika sowie die praktische Tätigkeit in der Kindertagespflege (KTP) werden systematisch in alle Einheiten der Qualifizierung eingebunden und intensiv reflektiert, unabhängig vom Lehr-Lernformat.
  • Individuelles, selbstgesteuertes Lernen: Das Konzept des QHB ermöglicht TN im Kursverlauf zunehmend selbstgesteuertes Lernen, welches durch digital bearbeitete (Selbstlern-)Aufgaben sowie in selbstorganisierten Lerngruppen in virtuellen Räumen weiter unterstützt werden kann.
  • Strukturierungshilfen für individuelles Lernen: Alle Selbstlerneinheiten werden verbindlich vereinbart. Die kontinuierlichen Kursbegleitung (KKB)/Referent/innen (Ref.) ermöglichen individuelle Lernbegleitung bei Bedarf (z. B. per Telefon, E-Mail, in Lernforen, zu festgelegten Zeiten auch per Messenger). Die Bearbeitung der Selbstlerneinheiten wird in den Qualifizierungseinheiten immer aufgegriffen und reflektiert.
  • Rückmelde-Strukturen: Unabhängig vom Qualifizierungsformat enthält das QHB-Konzept über den gesamten Qualifizierungsverlauf Reflexionsgelegenheiten zum individuellen und zum Kompetenzerwerb der Gruppe, die im besten Fall innerhalb gemeinsamer Kommunikationsprozesse und im individuellen Austausch mit KKB/Ref. und Praxismentor/innen erfolgen. Dazu eignen sich, abhängig davon, wie sensibel die Thematik zu bearbeiten ist, vorrangig persönliche Präsenztreffen (z. B. Module zu Kinderschutz und zur Eingewöhnung, biografische Arbeit in den Modulen zu Erziehungsthemen) und nur teilweise Onlinepräsenzeinheiten.
  • Standardisierte Aufgaben, z. B. Multiple Choice, Drag and Drop oder Rechenaufgaben“ (Erpenbeck/Sauter/Sauter 2015, S. 31–32) eignen sich punktuell und vorrangig bei reinen Wissensabfragen, zum Beispiel zur Abfrage rechtlicher Aspekte.
  • Vergleichsmaßstäbe: Der Vergleich von Arbeitsergebnissen sollte im Blended Learning vor allem innerhalb von Gruppenprozessen, moderiert durch KKB/Ref., und möglichst in persönlicher Präsenz erfolgen. Digitale und Onlinetests allein haben kaum Aussagekraft bezüglich des Handlungskompetenzstandes der TN.
  • Lernwegflankierung durch Kleingruppen und Lerntandems: In der QHB-Grundqualifizierung werden unterschiedliche soziale Interaktionsformen wie die Arbeit im Gesamtplenum sowie in Arbeitsgruppen und Lerntandems praktiziert, „da Gruppen mehr Motivierungsmöglichkeiten und mehr Korrekturmöglichkeiten haben als Einzelpersonen“ (Erpenbeck/Sauter/Sauter 2015, S. 32).
  • Organisation und Flankierung durch E-Coaches und Trainer/innen: Die moderierende und lernbegleitende Rolle der KKB und der Ref. erweitert sich durch digitale Anwendung um vielfältige Möglichkeiten (z. B. Chat, Foren, Messenger), muss jedoch durch entsprechend ausgestaltete Rahmenbedingungen gesichert werden.
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