QHB-Blended-Learning: E-Manual

Kapitel 3: Die Grundqualifizierung im QHB-Blended-Learning-Format

Umgang mit Technik und Onlinephasen

Gemeinsame Regeln zur Zusammenarbeit vereinbaren

Um digitale Medien für Bildungsprozesse erfolgreich zu nutzen, ist es ratsam, Regeln der Online-Zusammenarbeit mit allen TN möglichst früh während der Orientierungsphase zu besprechen. Im Folgenden geben wir Erfahrungen und Tipps speziell für Videokonferenzen weiter, die einen Teil der virtuellen Präsenzphasen (neben Selbstlerneinheiten) im Blended Learning ausmachen. So sollte gemeinsam vereinbart werden, wie im digitalen Format zusammengearbeitet und wie bei Videokonferenzen mit technischen Störungen umgegangen wird. Im besten Fall erlaubt die Gruppengröße es, die Webcams zu aktivieren, damit alle Personen in der „Kachelansicht“ einen Blick auf die TN und Ref. haben.

Die Onlinepräsenz der TN zeigt sich an ihrer Sichtbarkeit (im Video) und an ihrer aktiven Beteiligung an den Online-Bildungsprozessen.

Hinweis:
AB Videokonferenzen

Eine Word-Vorlage mit einer Checkliste für Vereinbarungen und weiterführende Tipps rund um die erfolgreiche Gestaltung von Videokonferenzen können Sie als Arbeitsblatt herunterladen (→ Materialien).

Die Vereinbarungen müssen kursspezifisch in Abhängigkeit von den Gegebenheiten vor Ort getroffen werden. Hier finden Sie einige Hinweise, die berücksichtigt werden sollten.

Hinweise zur erfolgreichen Durchführung von Videokonferenzen
  • Ein separates Mikrofon/Headset ermöglicht guten Ton und gutes Hören – auf beiden Seiten der Verbindung. Die meisten Videokonferenztools ermöglichen bereits beim Einloggen in einen virtuellen Raum einen Audiocheck.
  • Die Kamera des Rechners oder Laptops sollte möglichst auf Augenhöhe der/des Sprechenden positioniert sein. Ein Stapel Bücher oder auch ein separater Laptopständer sind hilfreich.
  • Gutes Licht erweist sich beim virtuellen Arbeiten häufig als knifflige Angelegenheit – gerade Brillenträger/innen sollten verschiedenen Varianten ausprobieren, um weder zu dunkel noch zu hell beleuchtet oder lichtspiegelnd im Kamerabild zu erscheinen. Hilfreich ist eine dezente Lichtquelle hinter der Kamera (Fricke/Pollmann 2021).
  • Auf den Hintergrund achten: Empfehlenswert für die Arbeit in virtuellen Räumen ist ein neutraler Hintergrund. Außerdem können virtuelle Hintergründe die Video- und Tonqualität der Onlinekonferenz unnötig beeinträchtigen.

Kursteilnehmer/innen:

  • Kurs-TN brauchen einen möglichst ungestörten Onlinearbeitsplatz. Störungen, z. B. durch die eigene Familie, müssen so weit wie möglich ausgeschlossen werden. Alternativ kann den Kurs-TN auch vom Bildungsträger aus ein Arbeitsraum für virtuelle Einheiten zur Verfügung gestellt werden.

Referent/innen:

  • Ref. sollten ausreichend vor dem Start der virtuellen Arbeit alle wichtigen technischen Werkzeuge bereithalten sowie Audio und Kamera voreingestellt haben.
  • Ein zweiter Bildschirm ermöglicht ein besseres Navigieren durch verschiedene Anwendungen während einer virtuellen Einheit.
  • Alle notwendigen Unterlagen zur Durchführung des virtuellen Kursanteils sollten Ref. gut sichtbar vorliegen, im besten Fall ausgedruckt. Zusätzlich sollten die Kontaktdaten der TN vorliegen, um beim etwaigen Ausfall von Technik die Verbindung neu aufnehmen und ein alternatives Vorgehen absprechen zu können (siehe AB Notfallplan, → Materialien).

Technikcheck – immer einplanen!

Es hat sich bewährt, vor dem eigentlichen Start in eine Onlineeinheit immer einen gemeinsamen Technikcheck durchzuführen, um technischen Störungen bestmöglich vorzubeugen. Der Video-/Audiocheck kann als aktivierende Arbeitsmethode gleich zu Beginn einer Onlinepräsenzeinheit über ein Videokonferenztool eingebaut werden.

Methode: „Könnt ihr mich hören? Seht ihr mich?“

Ziele:

  • Video- und Audiotest zum Start in die virtuelle Arbeitseinheit (technisch)
  • Wahrnehmen des Plenums durch alle TN
  • Senken der Hemmschwelle, selbst im virtuellen Raum aktiv zu werden, und erstes Aktivieren aller TN

Durchführung:

Ulrike Fricke und Christina Pollmann (2021, S. 105) empfehlen folgendes Vorgehen für Gruppen bis ca. 15 TN:

  • „Lassen Sie uns zu Beginn sicherstellen, dass wir uns gut hören und sehen können! Zu diesem Zwecke ergänzen Sie doch bitte kurz folgende Sätze:
  • Das habe ich heute schon getan: …
  • Das habe ich später noch vor: …
  • Um zu einer Reihenfolge zu kommen, bestimmen Sie nach Ihrem Beitrag einfach, wer weitermacht.“

Variationen/Ergänzungen:

Zusätzlich können Kameras bzw. Ton aus-/angeschaltet werden, z. B. nach folgenden Aufforderungen:

  • „Alle Teilnehmer/innen mit Brille (oder aus X) stellen nun ihre Kamera aus … und wieder an. Nun alle anderen TN – bitte Kamera aus … und wieder an!“
  • Ebenso können die in vielen Videokonferenztools vorhandenen virtuellen Funktionen/Reaktionen („Emojis“) getestet werden, wie „Hand heben“, Zustimmen durch „Daumen hoch“ oder „Daumen senken“, „Applaus“ usw.

Gleichzeitig muss damit gerechnet werden, dass technische Anleitungen auch in späteren Onlinepräsenzphasen im Qualifizierungsverlauf nötig werden. Hierfür muss Zeit im Kursgeschehen eingeplant werden, ohne dass das Digitale gegenüber den eigentlichen Lernzielen überhandnimmt (Pfiffner/Sterel/Hassler 2021). Das verlangt beim Auftreten größerer technischer Schwierigkeiten von den Ref. viel Flexibilität und die Ressourcen, um gegebenenfalls auf geeignetere didaktische Arbeitsformen zu wechseln.

Flexibel bleiben und Notfallpläne bereithalten

Während einer Onlinepräsenzveranstaltung ist immer wieder mit Veränderungen und Störungen zu rechnen: Anders als bei klassischen Präsenzformaten, die für alle TN am gleichen Ort stattfinden, können vielfältige Störsituationen auftreten. Der Einsatz vieler unterschiedlicher Geräte der TN und Ref., mit unterschiedlich stabilen Internetverbindungen der Standorte beeinflussen das Kursgeschehen und können es teilweise gänzlich zum Stillstand bringen. Um diese Situationen zu bewältigen, sollte ein Notfallplan erstellt werden. Die Zusammenarbeit im virtuellen Raum kann auch Störungen mit sich bringen, die keine technischen Ursachen haben, sondern in der individuellen Umgangsweise der TN mit den technischen Anforderungen liegen.

Hinweis:
AB Notfallplan

Eine Word-Vorlage für eine Checkliste zum Umgang mit Störungen bei Videokonferenzen können Sie als Arbeitsblatt herunterladen (→ Materialien).

Auch der Notfallplan ist natürlich kursspezifisch abzustimmen. Nachfolgend einige Hinweise – wichtig ist vor allem, dass jede/r im Falle eines Falles einen Plan zur Hand hat (auf Papier oder digital), wenn es zu einer Störung kommt.

In Online-Zusammenarbeit gut mit Störungen umgehen können

Jemand schaltet seine Kamera nicht an, reagiert nicht auf Ansprache:

  • Während der Orientierungsphase wird empfohlen, Lerntandems von zwei bis drei TN zu bilden, die jeweils gegenseitig über die Kontaktdaten verfügen. Nicht erreichbare Personen können so angerufen werden.
  • Der Notfallplan könnte auch – ihr Einverständnis vorausgesetzt – die Telefonnummern aller TN enthalten.

Die Audioverbindung scheint gestört:

  • Ist ein/e TN oder Ref. nur zu sehen, aber nicht zu hören, kann über den Chat versucht werden, sie/ihn darauf aufmerksam zu machen. Zusätzlich können beispielsweise Hinweiskärtchen in Vorbereitung virtueller Lerneinheiten in die Kamera gehalten werden, um visuell eine Audiostörung zu signalisieren.
  • Empfehlenswerte Kärtchen für den Umgang mit Störungen, aber auch für die sonstige visuelle Kommunikation während einer virtuellen Einheit haben Bartlog/Kea (2020) erstellt.
Zwei Bildkarten zum Umgang mit technischen Störungen: Bitte wiederholen - Audio abgehackt
Bildkarten zum Umgang mit technischen Störungen

Gemeinsame Pausen und informellen Austausch ermöglichen

In Präsenzveranstaltungen am Lernort Bildungsträger werden die Pausengespräche häufig zum informellen Austausch genutzt, während man Kraft schöpft für die nächste Lerneinheit. Gleichwohl können sich aus Pausengesprächen auch neue inhaltliche Impulse ergeben. Im virtuellen Kursformat verbringt jede/r seine Pause alleine. Aber auch in Onlinearbeitsräumen sind Pausen sehr wichtig, denn die Arbeit am Bildschirm ist anstrengend für die Augen, das Gehirn und den ganzen Körper. Es kann schwerer fallen, die TN nach der Pause wieder ins gemeinsame Arbeiten zu bringen.

Zumindest für den fehlenden persönlichen Austausch kann ein separat eingerichteter Onlinepausenraum eine willkommene Alternative sein – hier trifft man sich (freiwillig), auf einen gemeinsamen „virtuellen Kaffee“ und zum ungezwungenen Gespräch. Die wichtigen informellen Treffen in den Pausen der Präsenzformate gehen somit nicht völlig verloren. Auch hier gilt für alle, Disziplin bei den Zeiten zu wahren. Notfalls lässt sich der Pausenraum auch durch den Host zeitlich begrenzen und alle TN finden so pünktlich zurück in den Hauptraum.

Methode: Virtuelle Cafeteria/Teeküche/„Absacker-Breakoutrooms“

Ziel: Den TN Pausen- und informelle Gespräche ermöglichen

Durchführung: Im Videokonferenztool einen separaten Warte-/Pausenraum anlegen, den die TN selbstständig und freiwillig nutzen können. Dazu kann die Funktion „Breakoutsession anlegen“ genutzt werden, die inzwischen in fast jedem Tool enthalten ist.

Wichtig: Den Pausenraum als solchen benennen und deutlich machen, dass dieser nur vor und nach dem Kurs sowie während der Pausen genutzt wird, ohne Moderation. Als Warte- oder „Babbelraum“ nach Abschluss der offiziellen Arbeit können hier auch zusätzliche Verabredungen z. B. für (Selbst-)Lerngruppen usw. getroffen werden – selbstorganisiert durch die TN.

Alternativ lassen sich auch separate Anwendungen, wie zum Bespiel wonder.me für informelle Online-Austauschrunden nutzen.

(Methode nach Fricke/Pollmann 2021)


Theorie-Praxis-Transfer im Blended Learning

Auch Blended-Learning-Kurse basieren auf dem Prinzip der Theorie-Praxis-Verzahnung (→ QHB: Lernort Praxis). Parallel zur tätigkeitsvorbereitenden Grundqualifizierung werden die Praktika entsprechend dem QHB-Konzept durchgeführt. Dabei sind auch Praxisbesuche der KKB und Reflexionsgespräche zwischen den TN am Praxisort, der Mentorin/dem Mentor und der KKB zur Kompetenzentwicklung und zu den Praxisaufgaben vorgesehen. Ergänzend kann die Begleitung der Praktika auch digital ermöglicht werden, beispielsweise über schnellen E-Mail-Kontakt bei auftretenden Fragen oder Unklarheiten. Zusätzlich eignen sich Gruppenchats der Kurs-TN bzw. Foren, um sich über den Praktikumsverlauf auszutauschen. Dies ersetzt jedoch nicht die Praxisnachbereitung im Rahmen der Qualifizierung (Modul 21).

Methode: „Blended Mentoring Concept“

Je nach Praxismodell kann die Begleitung der Praktika arbeitsintensiv und zeitaufwendig für die KKB und die Mentor/innen sein. Zusätzlich zur Begleitung der Praktikant/innen vor Ort ist das Modell des „Blended Mentoring Concept“ aus der Begleitung von Schülerpraktika vorstellbar, das „die Verbindung von Offline- und Online-Elementen“ nutzt (Gockel/Kremer 2013, S. 7). Die Autorinnen benennen als zusätzliche Unterstützungsform der Reflexionen zum Praktikum individuelle Weblogbeiträge (ebd.). Hier ein Beispiel eines Weblogeintrages zu einem Schülerpraktikum:

http://demo-praktikumsblog-bmc.blogspot.com/   Beispiel für einen Praktikums-Blog

Der Einstieg in die Arbeit mit Weblogs kann sowohl für KKB/Ref. als auch für die TN herausfordernd sein und braucht eine enge Begleitung durch die Lehrperson insbesondere die Bereitstellung eines sog. „Reflexionsfragenkataloges“ (Gockel/Kremer 2013, S. 25).


Der Kompetenzerwerb im Kurs ist immer ausgerichtet auf pädagogische Handlungskompetenz in praktischer Kindertagespflege. Die Erfahrungen der Kurs-TN während der Praktika und in der eigenen Praxis (tätigkeitsbegleitend) sowie die Theorie im Kursverlauf beziehen sich wechselseitig aufeinander.

Um den Transfer zwischen den Lernorten Qualifizierungskurs und Lernort eigene Praxis (→ QHB, Lernort Praxis) auch in Onlinepräsenzeinheiten herstellen zu können, bietet sich beispielsweise diese Variation einer Abschlussrunde an:

Methode: Transferanbahnung durch „Encouraging Learning“

Durchführung:

In Zweier- oder Dreier-Breakoutsessions tauschen sich die TN in jeweils maximal 2 Minuten aus:

  • „Was habe ich heute erfahren und wo sehe ich direkte/zeitnahe Anknüpfungspunkte im Alltag (Praktika bzw. eigene Tätigkeit)?“
  • „Was beschäftigt mich jetzt?“
  • „Wie fühle ich mich damit?“

Im Plenum wird darauf nicht weiter eingegangen. Es bietet sich jedoch an, in der nachfolgenden Kurseinheit darauf Bezug zu nehmen.

Dauer und Aufwand: pro Gruppe: ca. 10 Minuten

Tools: ausreichend parallele, zeitlich befristete Breakoutsession während der virtuellen Einheit per Videokonferenztool

(Methode nach Fricke/Pollmann 2021, S. 107)


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